// Der Verein
Zur Geschichte
Gegründet wurde der Bürgerverein Wolfenbüttel e.V. am 10. Januar 1871 von 260 Mitgliedern. Zielsetzung und Zweck des Bürgervereins war es, den Gemeinsinn und das Interesse an städtischen Angelegenheiten unter den Bürgern der Stadt Wolfenbüttel zu pflegen und gemeinnützige Belehrungen zu fördern.
Mitglied des Vereins konnte jeder volljährige, selbständige und unbescholtene Einwohner der Stadt Wolfenbüttel werden.
Bereits im Jahr 1885 ging aus dem Bürgerverein die Stiftung „Männerasyl zu Wolfenbüttel“ hervor. Das Männerasyl diente als milde Stiftung unter der Aufsicht des Stadtmagistrats mit einem Kapital von 9.000 Mark dazu, alleinstehenden, bejahrten und unbescholtenen Bürgern der Stadt ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses in dem zu errichtenden Asyl eine Unterkunft zu gewähren. Dieses Vorhaben des Bürgervereins fand die Unterstützung der Bürgerschaft durch rege finanzielle Zuwendungen.
Die Errichtung und Ausstattung des Männerasyls erfolgte durch einen Verwaltungsausschuss, der sich aus drei Vorstandsmitgliedern und vier weiteren Mitgliedern des Bürgervereins zusammensetzte, die alljährlich vom Bürgerverein neu gewählt wurden.
Nahe dem Stadtmarkt / Ecke Krambuden wurde zur Förderung der Stiftung ein „Bittender Engel“ errichtet. Zu diesem brachte die Bürgerschaft Wolfenbüttels zu festlichen familiären Angelegenheiten und als Dank für erreichte Ziele eine Gabe in Form finanzieller Unterstützung dar.
Bis zum Jahr 1914 wuchs das Vermögen der Stiftung auf 80.000 Mark. Von diesem Vermögen erwarb der Bürgerverein Wolfenbüttel e.V. unter anderem ein Grundstück am Alten Weg. Der damalige Stadtoberbaurat Raffelt fertigte für die Errichtung des Männerasyls die ersten Baupläne, nach denen die Unterbringung von 12 bis 14 alten Leuten ermöglicht werden sollte.
Doch der im Jahr 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg verhinderte die Realisierung der Pläne des Bürgervereins. Die sich anschließende Inflation zerstörte das bestehende Kapital des Bürgervereins fast vollständig. Die Bestrebungen des Vereins mussten hinter den kriegswirtschaftlich wichtigeren Erfordernissen zurücktreten. Dementsprechend unterstütze der Verein die städtische Bürgerschaft durch die Sicherstellung der Ernährung und den Schutz gegen Übervorteilung. Daneben lag dem Verein das Wohl der Kriegerfamilien am Herzen.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges konnte nur durch Geschenke der Mitglieder des Bürgervereins im Jahr 1931 der Erwerb eines weiteren Grundstücks im Neuen Weg für die Errichtung des geplanten Bauvorhabens realisiert werden.
Mit der Machtergreifung durch das nationalsozialistische Regime beschloss der Verwaltungsrat der Stiftung „Männerasyl zu Wolfenbüttel“ eine Änderung des Stiftungszwecks. Vereinbartes Ziel war von nun an, der nationalsozialistischen Weltanschauung zu dienen. Für diesen Zweck überführte man das gesamte Vermögen der Stiftung in die „Dietrich-Klagges-Stiftung“. Dietrich Klagges war von 1933 bis 1945 Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig. Gleichzeitig mit der Überführung des Vereinsvermögens auf diese Stiftung beschloss man die Auflösung des Bürgervereins. Das Vereinsvermögen übergab der Bürgerverein zu diesem Zweck an den Rat der Stadt.
Die „Dietrich-Klagges-Stiftung“ verfolgte in erster Linie das Ziel, unverschuldet in Not geratenen Mitgliedern der NSDAP zu helfen. Zu diesem Zweck wurde auf dem der Stiftung übertragenen Gartengrundstück des Bürgervereins am Rand des Lechlumer Holzes das „Niedersachsenhaus“ errichtet. Dieses diente nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges der Stadt Wolfenbüttel unter anderem als TBC-Krankenhaus.
Im Dezember 1949 beschloss die Mitgliederversammlung des Bürgervereins unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Hans Wedemeyer die „Wiederherstellung“ des Bürgervereins Wolfenbüttel. Mit der Neugründung und der Neueintragung des Vereins in das Vereinsregister lebte der ursprüngliche Vereinszweck „Stiftung Männerasyl zu Wolfenbüttel“ wieder auf.
Im Jahr 1952 erhielt die Stiftung die mit der Auflösung an die Stadt Wolfenbüttel übertragenen Grundstücke zurück. Auf die Übertragung des Grundstücksanteils, auf dem das „Niedersachsenhaus“ errichtet wurde, verzichtete der Verein zugunsten der Stadt Wolfenbüttel.
Durch neuerliche Pläne des Architekten Reinhold Stoevesandt nahm das Vorhaben, ein Männerasyl auf dem Gartengrundstück am Lechlumer Holz zu errichten, im Jahr 1957 Gestalt an. Die notwendigen finanziellen Mittel erzielte der Verein durch die Parzellierung des Gartengrundstücks und Verkauf an bauinteressierte Einwohner der Stadt. Dabei wich man von der Benennung des Vorhabens ab und benannte die Wohnstätte von nun an „Wohnheim“.
Der Erstbezug des Wohnheims konnte schon kurz nach Vorliegen der Pläne Stoevesandts im September 1958 für die ersten Bewohner umgesetzt werden. Mit dem Erstbezug verwirklichte sich nach langer Planung endlich der Zweck der milden Stiftung „Männerasyl“.
Der Bürgerverein kümmerte sich jedoch nicht nur um die Realisierung des Stiftungszwecks, sondern trug auch durch verschiedene Aktionen zur Verschönerung des Stadtbildes bei. Durch das Engagement des Bürgervereins kam es zur Errichtung eines Kranzes von Ruhebänken. Die Wallanlagen versorgten Mitglieder des Bürgervereins und nahmen unter anderem eine Beschilderung der dort gepflanzten Bäume vor.
Um das Vermächtnis des Herzogs zu wahren, baten Mitglieder des Bürgervereins bei vermögenden Bürgern der Stadt und der umliegenden Dörfer um Mittel für den Bau des Theaters. Es stand zu befürchten, dass Theateraufführungen auch in Braunschweig nicht mehr stattfinden sollten.
Das Wolfenbütteler Heimatmuseum verdankt dem Bürgerverein seine Gründung. Mitglieder des Bürgervereins trugen einen Großteil des Arsenals des Heimatmuseums zusammen. Die Fuest´sche Vogelsammlung fand so damals ihren Weg in die Räume des Heimatmuseums, die sich heute im Schloß Bündheim in Bad Harzburg befindet.
Im Jahr 2008 konnte der Verkauf des Grundstückes am Neuen Weg realisiert werden. Dessen Erlös wurde in voller Höhe der Stiftung Bürgerverein Wolfenbüttel als Stiftungsvermögen zur Verfügung gestellt. Die Stiftung Bürgerverein Wolfenbüttel ging im Jahr 2008 aus der Initiative des Bürgervereins Wolfenbüttel hervor.
Die öffentliche Diskussion ist in Wolfenbüttel schon wiederholt durch den Bürgerverein angeregt worden. Dabei ging es um Themen, die den Einwohnern der Stadt am Herzen lagen, wie zum Beispiel „Wolfenbüttel muss Kreisstadt bleiben“.